Steph Cha: Brandsätze

Aus dem Englischen von Karen Witthuhn.
Unionsverlag 2025.
336 Seiten.

Ausgabe: Juli - August - September 2025

Steph Cha: Brandsätze

Brandsätze ist eine fiktive Geschichte, die auf historischen Ereignissen beruht. Die Handlung beginnt im Jahr 1991, in dem Polizisten in Los Angeles den Afroamerikaner Rodney King brutal misshandeln. Massenproteste flammen auf. Im Zentrum stehen zwei Familien, eine mit koreanischen, die andere mit afrikanischen Wurzeln. Beide ringen um Anerkennung, Würde und eine bessere Zukunft für ihre Kinder. Während die afroamerikanischen Jugendlichen Shawn, Ray, Ava mit ihren Freund*innen einfach nur ins Kino gehen möchten, geraten sie mitten in die bürgerkriegsähnlichen Unruhen. Gleichzeitig versucht eine aus Korea stammende Familie, in ihrem Laden Lebensmittel zu verkaufen. Die Wege beider Familien kreuzen sich auf dramatische Weise.

Die koreanisch-US-amerikanische Schriftstellerin Steph Cha thematisiert aus der Sicht des erwachsenen Shawn und der jungen, koreanisch-stämmigen Grace rassistische Gewalt, Schmerz und Schuld. Chas Sprache ist klar und schnörkellos, mitfühlend, aber nie sentimental. Sie zeigt, wie kollektive und persönliche Traumata bis in die Gegenwart weiterglimmen und jederzeit wieder auflodern können – befeuert von den sozialen Medien.

Cha setzt in ihrem Roman Latasha Harlins ein Denkmal. Die 15-Jährige wurde 1991 in L. A. von einer koreastämmigen Ladenbesitzerin erschossen – wegen eines angeblich gestohlenen Orangensafts. Die Täterin kam mit einer Bewährungsstrafe davon.

Steph Cha, 1986 in Kalifornien geboren, lebt als freie Autorin in Los Angeles. Brandsätze wurde unter anderem mit dem Los Angeles Times Book Prize ausgezeichnet. Der Roman ist emotional vielschichtig und mit Blick auf die aktuellen Ereignisse in den USA politisch hoch relevant – absolut lesenswert!