Lolita lesen in Teheran
Lolita lesen in Teheran
Italien/Israel.
Originaltitel: Reading Lolita in Teheran.
108 Minuten.
Regie: Eran Riklis.
Mit: Golshifteh Farahani, Zar Amir Ebrahimi, Mina Kavani, Reza Diako, Lara Wolf u. a.
Start: 20. November 2025.
Lolita lesen in Teheran
Der „Große Gatsby“ auf der Anklagebank
Als Azar Nafisi 1979 nach dem Ende der islamischen Revolution mit ihrem als Architekt tätigem Ehemann in ihre vermeintlich wieder freie Heimatstadt Teheran zurückmigriert, lässt der Anblick von Henry James‘ Roman Daisy Miller den Grenzbeamten bereits kritisch die Stirn runzeln. Wenig später sind es vor allem männliche Studierende, die mit der komplexen und komplizierten Liebe von F. Scott Fitzgeralds Romanfigur Jay Gatsby und dessen kapitalistisch unmoralischem, materialistischem Auftreten ein Problem haben. So kommt’s, dass Nafisi wenig später den Roman im Zeugenstand vor Gericht verteidigen muss. Als ihr literaturwissenschaftliches Institut schließen muss, verlagern sich Diskussionsrunden über Werke der westlichen Literatur ins Private zu ihr nachhause, wo sich eine Gruppe mutiger Frauen heimlich trifft, um verbotene westliche Literatur zu lesen – ein Akt der Selbstermächtigung, der die Frauen zum Reflektieren über Freiheit, Liebe und Identität inspiriert.
Ähnlich wie schon in Nafisis Buchvorlage hat auch der israelische Regisseur Eran Riklis seinen Film in nach Romantiteln und -figuren benannte Kapitel unterteilt. Während eines Gesprächs zwischen Nafisi und ihrem literarisch-philosophischen Mentor lässt Riklis kurzzeitig eine vorrevolutionäre Szenerie entstehen, in der Frauen noch ohne Kopftücher in Straßencafés sitzen und sich spannende Lektüre im gutsortierten Buchladen kaufen konnten.