DZ’OB:

The Playground
Label: Abyshomzk & Igor Shamych

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DZ’OB: The Playground

Das elektroakustische Ensemble DZ’OB wurde 2014 in der ukrainischen Stadt Dnipro gegründet und hat nun sein viertes Konzeptalbum The Playground veröffentlicht, das musikalisch irgendwo zwischen Klassik, Jazz, Techno, Trap und Avantgarde angesiedelt ist. Der Titel ist eine Referenz an die mehr als zwei Millionen jungen Ukrainer und Ukrainerinnen, die aufgrund des russischen Angriffskriegs ohne ihre Väter aufwachsen müssen.

Jedes der sechs von Bandleader und Cellist Oleksii Badin und dem ehemaligen DZ’OB-Mitglied Maksym Andruh komponierten Stücke ist nach einem absurden Kinder-Abzählreim benannt, die von Kindern auf Spielplätzen in aller Welt gespielt werden. Die ausufernden Soundcollagen sind teilweise verstörend und signifikant zugleich, weil sie wie ein Organismus in unseren Ohren entstehen – weil sie wachsen, sich ausdehnen und zusammenziehen, weil sie immer wieder auslaufen, sich an die Ränder verirren, um dann aufs Neue Kontur zu gewinnen.

Besonders an diesem Quartett aus der Ukraine ist nicht nur die Musik selbst, sondern vor allem die Art, wie diese Musik erzeugt wird. Neben dem unverwechselbaren Klang eines Cellos des Bandleaders Oleksii Badin stehen mal die Oboe von Vasyl Starshino, dann wieder das Fagott von Oleksii Starshinov oder die Violine von Iryna Li im Mittelpunkt. Kraftvolle Tutti-Akkorde wechseln mit an Techno angelehnte Rhythmen, geradlinige Fagott- und Oboen-Soli gehen in ein Violinen-Triolen-Motiv über. Die vier Musiker*innen führen ohne jedes Getöse und mit handwerklicher Brillanz in ein dichtes Labyrinth von Klangflächen. Die Musik erinnert an sphärische Klangwelten, an eine meditative Mischung aus übereinander geschichteten Klangimpulsen, von tranceartigen Minimal-Music-Passagen bis zu raumfüllenden Grooves.

Derart avantgardistische Klangideen versprechen leider selten den Durchbruch im Musikgeschäft, was das ukrainische Quartett aber nicht davon abhält, an seinen Prinzipien festzuhalten.