Carl Nixon: Settlers Creek

Aus dem Englischen von Stefan Weidle.
Unionsverlag, 2025.
352 Seiten.

Ausgabe: Juli - August - September 2025

Carl Nixon: Settlers Creek

Unglaublich spannend, atmosphärisch dicht: Carl Nixons Settlers Creek schlägt mit Handlung und Schreibstil ab der ersten Zeile in den Bann.

Der Bauunternehmer mit dem eigenwilligen Namen Box erfährt fernab vom zuhause, dass sein Sohn Mark sich das Leben genommen hat. Als ob das nicht tragisch genug wäre, taucht der seit Jahren verschwundene leibliche Vater des Jungen auf. Er will den Leichnam mitnehmen und nach Maori-Bräuchen bestatten. Die beiden Männer sind sich zwar nicht unsympathisch, aber ihre Weltbilder prallen mit Wucht aufeinander und wirbeln jede Menge Ressentiments, verstörende Rollenbilder und ungelöste Konflikte auf. Die Unvereinbarkeit ihrer Positionen führt zu einer unversöhnlichen Auseinandersetzung nach dem Motto „Er oder ich…“

Während in der ersten Hälfte des Romans Schmerz und Verzweiflung förmlich mit Händen zu greifen und vermutlich universell verständlich sind, ist die zweite Hälfte schwerer nachvollziehbar. Ist es wirklich möglich, sich aufgrund eines schmerzhaften Konflikts dermaßen selbst zu verlieren und zu vergessen? Wo bleibt der Respekt für den verstorbenen Sohn und die verbliebene Familie? Wie die Antwort auch ausfallen mag, so macht der Roman in jedem Fall klar, dass es keine einfache oder einvernehmliche Lösung geben wird und stattdessen viel tiefsitzenden Schmerz und Leid, die wiederum den Nährboden für Misstrauen und Feindseligkeit bilden.

Der in Neuseeland geborene Autor schreibt Romane, Kurzgeschichten und Dramen sowie Theaterstücke für Kinder. Für seine Kurzgeschichten erhielt er zahlreiche Preise. Settlers Creek ist nach Rocking Horse Road sein zweiter Roman; der Debütroman stand vier Monate lang auf der KrimiZEIT-Bestenliste. Nach Stationen in Canterbury, Japan und New York lebt Nixon aktuell in Christchurch.