Black Tea
Frankreich, Mauretanien, Luxemburg, Taiwan, Côte d‘Ivoire 2024, 111 Minuten
Regie: Abderrhamane Sissako
Mit: Nina Mélo, Chang Han, Wu Ke-Xi, Michael Chang
Start: 19. Mai 2025
Verleih: Pandora Film
Black Tea
Ein neues Leben in Chocolate-City
Eine Frau hat den Mut und verweigert am Tag ihrer Hochzeit das Ja-Wort. Ihre Zukunft sieht sie nicht in ihrer Heimat Elfenbeinküste, sondern in der chinesischen Diaspora. In Abderrhamane Sissakos Black Tea arbeitet sie in der Millionenstadt Guangzhou, wo bereits eine größere afrikanische Community lebt, als Verkäuferin in einem Teegeschäft – und fühlt sich bald schon vom chinesischen Ladenbesitzer angezogen. Guangzhou war und ist aufgrund seiner Lage am Perlfluss-Delta unweit des Südchinesischen Meeres der Ausgangspunkt der „Seidenstraße auf dem Meer“. 1711 errichtete die Britische Ostindien-Kompanie hier einen Handelsposten. Tee mag dabei ganz sicher eine Rolle gespielt haben. Für die Wirtschaft ist die Region heute Chinas Tor zur Welt und gilt als Marktplatz für chinesische Billigware, die dort eingekauft und nach Afrika verschifft wird. Chinas fehlende Tradition als Einwanderungsland erschwert dabei jedoch die Integration und begünstigt Rassismus. So bezeichnen Einheimische das afrikanische Viertel von Guangzhou spöttisch als „Chocolate City“ – was gelegentlich auch in Szenen von „Black Tea“ zum Ausdruck kommt. So richtig aus dem Vollen schöpfen kann der in Mauretanien geborene und in Mali aufgewachsene Regisseur Abderrahmane Sissako hier allerdings nicht, wurde ein Großteil an Szenen doch in Taiwan gedreht, was dem Ansinnen, von der afrikanischen Diaspora in China zu erzählen, in diesem Punkt klar entgegenläuft. Sissako macht dies aber mit wundervollen, mal farbenfrohen Bildern von Natur und Teeplantagen, dann wieder nächtlichen Lichterstimmungen in der Stadt, wieder wett. Manchmal erinnern Szenen gar an Wong Kar-Wai.
Auf der Handlungsebene dieses feinfühligen Films steht die interkulturelle Romanze im Vordergrund. Bemerkenswert ist immer wieder, wie die zeremoniell Teezubereitung inszeniert wird. Die sich leise anbahnende Beziehung zwischen den beiden Teeliebhabern wird in Anbetracht einer geheimnisvollen Vergangenheit des Chinesen sowie der Vorurteile anderer auf eine harte Probe gestellt. In Summe ist Black Tea ein poetisches Liebesdrama, durchwoben von Menschlichkeit und einer tiefen Liebe zu seinen Figuren – und versehen mit einem Blick auf die Verflechtung der Kulturen in unserer heutigen globalisierten Welt.