Yunna Kim und Mirjam Widman: Verwoben
Künstlerin Yunna Kim stellt in der Gedok-Galerie aus
Ständiger Dialog von Materialität, Ausdauer und Irregularitäten
Yunna Kim wächst in Seoul, Korea, auf und entscheidet sich mit dem Besuch eines Kunst-Gymnasium schon früh in ihrem Leben für die Kunst. Da es nicht viele Gymnasien dieser Art gibt, ist der Druck bereits zu dem Zeitpunkt groß. 2002 beginnt sie, Skulptur an der Seoul National University zu studieren. Das Studium ist sehr akademisch, traditionell und auf Technik ausgerichtet. „Das war auch von Vorteil. So konnte ich danach meinen eigenen künstlerischen Weg, auf dieser Expertise aufbauend, weitergehen. Man entwickelt keine Idee, ohne die Technik zu beherrschen. Aber zur Zeit meines Studiums in Korea konnte ich gar nicht greifen, wie ich ein eigenes Projekt entwickeln sollte. Ich sehnte mich nach der Möglichkeit, eine eigene künstlerische Philosophie zu suchen“, erzählt Yunna Kim.
Dieser Wunsch bringt sie schließlich nach Deutschland. Da sie in Korea bereits ein Bachelor-Studium gemacht hat, möchte sie in Deutschland nicht wieder in der Grundklasse anfangen. Viele deutsche Universitäten, an denen sie Zusagen bekommt, ermöglichen das nicht. In Stuttgart aber funktioniert es. „Professor Koch nahm mich gleich in seine Fachklasse auf. Das war wichtig für mich. Vielleicht war das Schicksal. Während meiner Bewerbungszeit wohnte ich bei meiner Schwester, die damals in Freiburg studierte und mittlerweile wieder in Seoul lebt. Dies war auch mein Plan, aber nun bin ich immer noch hier. Mal sehen, wo es mich noch hinführt.“
Während ihres Studiums an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart lernt Yunna Kim Mirjam Widmann kennen. Durch gemeinsame Studienprojekte vernetzen sich die beiden und merken, wie gut ihre Arbeiten zusammen funktionieren. „Mirjam und ich teilen einen ähnlichen Weg, eine ähnliche Herangehensweise. Wir beide arbeiten in abstrakten Zeichnungen viel mit Wiederholung. Gleichzeitig setzen wir gezielt auf die Zufälle und Irregularitäten, die unsere Handarbeit verursacht. Den Titel unserer kommenden gemeinsamen Ausstellung Verwoben, die am 27. März 2025 eröffnet wird, haben wir ganz bewusst gewählt. Er steht für die Verwobenheit unserer Gedanken mit den Arbeiten, aber auch unseres langjährigen Austausches “, erzählt Yunna Kim.
Zu ihrer Arbeitsweise ergänzt die Künstlerin: „Meine Kunst ist immer im Prozess und entwickelt sich weiter. Die Werke hängen für mich wie eine Kette zusammen. Deswegen kann ich auch nicht aufhören. Viel Zeit in die eigene Arbeit zu investieren und hart zu arbeiten, das ist in Korea angesehen. Ich glaube, das hat meine Arbeit auch stark geprägt. Manchmal frage ich mich, warum ich es mir nicht einfacher machen kann. Viele Künstler*innen schaffen großartige Werke und brauchen dafür viel weniger Zeit“, sagt sie mit einem Lachen.
Mirjam Widmann und Yunna Kim üben neben ihrer Kunst auch noch andere Tätigkeiten aus. Yunna arbeitet im Weissenhofmuseum Stuttgart und Mirjam ist Kunstlehrerin. „Wir lieben beide unseren Job, aber das macht es natürlich manchmal schwer, unserer künstlerischen Arbeit nachzugehen. Dass wir beide nicht aufgehört haben, zeigt unsere Freude am Entdecken und Weiterentwickeln unserer Kunst.“