Theater Atelier

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Vladislav Grakovskiy in seinem Theater
Foto: Theater Atelier
Ausgabe: Oktober 2024

Zehn Jahre internationales Theater Atelier

Theater für das Herz

Zuerst war es nur ein Projekt. Einige Enthusiasten um Regisseur Vladislav Grakovskiy standen jeweils am Wochenende in einem Nebenraum eines Modeateliers auf der Bühne. 2024 feierte das kleine Theater zehnten Geburtstag.

„Wir machen emotionales Theater und wenden uns nicht nur der Vernunft der Zuschauer*innen zu, sondern vor allem ihren Gefühlen. Unser Theater soll das Herz berühren. Nach der Vorstellung soll etwas bleiben beim Publikum“, so beschreibt Vladislav Grakovskiy sein Konzept. Zu sehen sind Weltklassiker und Märchen ebenso wie Stücke über die RAF und den Deutschen Herbst oder auch leichte französische Komödien.

Das Theater ist international, nicht nur weil Werke der Weltkultur gespielt werden, sondern weil das Ensemble aus Schauspieler*innen aus aller Welt besteht. Gespielt wird in auch in verschiedenen Sprachen. „Auf unserer Bühne klang bereits Französisch, Ukrainisch, Arabisch, Usbekisch, Spanisch, Italienisch, Russisch, Türkisch und viele andere Sprachen. Natürlich spielen wir zunächst einmal in deutscher Sprache und repräsentieren die deutsche Kultur“, kontert der Leiter die falsche Annahme, sein Haus sei ein russisches Theater.

Nach Deutschland aus Nähe zu Kultur, Literatur – und dem Fußball

Vladislav Grakovskiy wird 1967 in Kasachstan geboren, zieht mit seiner Familie mit 11 Jahren nach Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan. Er studiert an der Staatlichen Theaterhochschule Regie und Schauspiel und leitet schon mit 20 Jahren ein eigenes Theaterstudio. Nach dem Ende der Sowjetunion im Dezember 1991 kommt er mit seiner Familie als Kontingentflüchtling nach Karlsruhe. „Ich wollte nach Deutschland“, erzählt er, „denn die deutsche Kultur und Literatur sind mir sehr nahe – und der Fußball auch.“

Er arbeitet in Bonn und Berlin an kleinen Theatern, ist an Projekten mit dem internationalen Theater in Frankfurt beteiligt, dreht Filme mit Studierenden der Filmakademie, arbeitet als Synchronsprecher. Er erinnert sich: „Wenn es keine Schauspieljobs gab, habe ich alles gemacht, ob Putzmann, Verkäufer oder Filmvorführer.“
Seit 2014 versteht sich das internationale Theater Atelier als kultureller Treffpunkt verschiedener Kunstarten wie Theater, szenischen Lesungen, Kino, Tanz und Musik. Ergänzt werden die eigenen Produktionen mit deutsch- oder fremdsprachigen Gastspielen. Gespielt wird politisches Theater, aber auch Boulevard- oder Volkstheater.

Nach der Corona-Pandemie haben noch nicht alle Zuschauer*innen den Weg in das Theater wieder gefunden und leider hält wohl auch der russische Angriffskrieg viele Menschen davon ab, in das vermeintlich russische Theater zu kommen. Ein Irrtum, den Vladislav Grakovskiy auf seinen Namen zurückführt: für viele hier klinge er russisch, und auch sein Akzent könnte auf diese Herkunft schließen lassen, vermutet er.
Seit dem Bestehen der Bühne gab es 55 Premieren, davon 25 in anderen Sprachen, gespielt wird an rund 125 Tagen im Jahr. Zum Glück kamen für die internationalen Stücke Zuschüsse von Stiftungen. Seit kurzem gibt es von der Stadt Stuttgart eine institutionelle Förderung und eine Zusammenarbeit mit dem VVS. Die Eintrittskarten sind zugleich Kombitickets für den öffentlichen Nahverkehr.

Für die Zukunft wünscht sich Vladislav Grakovskiy, dass seine Suche nach größeren Räumen erfolgreich sein wird: „Die Bühne in der Stöckach-Straße soll Studiobühne für junge Ensembles werden und wir wollen in größeren Räumen mit moderner Technik weiter Theater machen für alle Generationen und Nationalitäten.“