Tala'Vision im Rahmen von Made in Stuttgart

Regie: Murad Abu Eisheh
Fr., 21. November 2025, 17 Uhr
Kulturwerk, S-Ost
www.mis.madeingermany-stuttgart.de

Kontakt und mehr Infos:
Murad Abu Eisheh
www.muradabueisheh.com

Stuttgarter Regisseur Murad Abu Eisheh.
Foto: Philip Henze
Ausgabe: November 2025

Made in Stuttgart präsentiert den Kurzspielfilm Tala’Vision

„Ich werde dieses kleine Mädchen niemals vergessen“

Mit Tala’Vision erzählt Stuttgarter Regisseur Murad Abu Eisheh die Geschichte der achtjährigen Tala, die sich in einer von Krieg zerrütteten Welt befindet. Der Film, der im Kulturwerk Ost am 21. November, um 17 Uhr, im Rahmen des interkulturellen Festivals Made in Stuttgart präsentiert wird, zeigt auf wie große politische Entscheidungen das private Leben einer Familie beeinflussen – und das ohne zu belehren.

„Dieses kleine Mädchen aus Syrien, das ich an der syrisch-jordanischen Grenze erblickte … das vollkommen verlassen unterwegs war, um Zuflucht vor dem Krieg zu suchen … ich werde dieses kleine Mädchen niemals vergessen.“ Regisseur Murad Abu Eisheh hat palästinensische Wurzeln. Er ist in Jordanien geboren und aufgewachsen, seit neun Jahren lebt er in Deutschland, doch die Erinnerungen an das, was er gesehen hat, trägt er für immer mit sich.

Mit dem Kurzspielfilm Tala’Vision, der 2021 erschien und den er im Rahmen seines Studiums an der Filmakademie Ludwigsburg drehte, verarbeitet er den Moment, in dem ihm die Auswirkungen des Syrienkrieges, der 2011 begann und 2024 sein Ende nahm, richtig bewusst wurden – der Moment, in dem er in das Gesicht eines unschuldigen, geflüchteten Mädchens blickte.

Er erzählt die Geschichte der achtjährigen Tala – in Anlehnung an das syrische Mädchen – dessen Leben von der drohenden Kriegsgefahr überschattet wird. Eingeschlossen in ihrer Wohnung, ist Talas einziger Blick in die Außenwelt der Fernseher, den ihr Vater jedoch aufgrund eines neuen vom Islamischen Staat angeordneten Verbots entsorgt. In einem verzweifelten Akt stiehlt Tala einen Fernseher von der Straße und versteckt ihn … eine Entscheidung, die ihr Leben nachhaltig beeinflusst.

„Die Geschichte von Tala könnte überall spielen, denn sie spiegelt die universellen Gefühle von Angst, Isolation und dem Streben nach Freiheit, Sicherheit und Menschlichkeit wider. Vor allem Menschen mit Kriegs- und Fluchterfahrung waren sehr ergriffen bei den Filmvorführungen“, so Abu Eisheh. „Mir war es wichtig, ein so komplexes gesellschaftspolitisches Thema auf die familiäre Ebene herunterzubrechen.“ Tala’Vision, der 2021 mit dem Student Oscar ausgezeichnet wurde, zeigt, wie große politische Entscheidungen das private Leben einer Familie beeinflussen, ohne dabei explizit politisch zu werden.

Es fehlt einfach ein Teil meiner Geschichte

Auch in Abu Eisheh‘s Familiengeschichte ist die Erfahrung der Vertreibung tief verankert. „Meine Großeltern sind 1948 aus Palästina vertrieben worden. Über diese schmerzhaften Geschehnisse wird allerdings nicht gesprochen …“, erzählt der 33-Jährige. Er schweigt einen Moment, hält inne, starrt in die scheinbare Leere – ein Schweigen, welches Resilienz, aber auch Verletzlichkeit sichtbar macht – und sagt: „Es fehlt einfach ein Teil meiner Geschichte“. Mit Sicherheit ist dies, laut Abu Eisheh, ein Gefühl, das viele Menschen weltweit nachempfinden können: das Schweigen über erlebtes Leid.

Mit Tala’Vision will er jedoch eine tiefere Reflexion über die Auswirkungen von Krieg und Vertreibung auf das Leben von Menschen und Gemeinschaften ermöglichen. Der Film diene als eindringliche Erinnerung an die Notwendigkeit des Friedens und ist ein kreativer Ausdruck des Wunsches nach einer besseren Zukunft in der Region. Abu Eisheh hebt hervor, dass er darauf hofft, dass die Länder des Östlichen Mittelmeeres – er verwendet bewusst nicht den kolonialen Begriff „Naher Osten“ – ihren „inneren Frieden“ finden.

„Die Sichtbarkeit von Lebensrealitäten von marginalisierten Gruppen, von Geflüchteten, von Vertriebenen, von Opfern von Kriegen und Gewalt, ist ein für mich unabdingbarer Schritt, um mehr Bewusstsein und Sensibilisierung zu schaffen“, betont er zudem. „Sprache spielt eine große Rolle und dass Stimmen von marginalisierten Gruppen Gehör finden sowie Reproduktionen von Vorurteilen und kultureller Kolonisation endlich ein Ende haben.“ Tala’Vision dient daher als eine Einladung, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen – durch die Augen eines unschuldigen Mädchens – und der Film ist auch ein Appell, Menschlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen.