Sipan Mannan im Rahmen von Made in Stuttgart

Do, 20. November 2025, 19.00 Uhr
Linden-Museum, S-Mitte
www.mis.madeingermany-stuttgart.de

Foto: Hasan Malla
Ausgabe: November 2025

Multiinstrumentalist Sipan Mannan spielt im Linden-Museum

Ein Musiker, der seine Noten träumt

Seine Musik bewegt sich zwischen Tradition und Experiment: Sipan Mannan spielt E-Gitarre, Piano und Tenbûr. Melancholische Improvisationen und ungerade Rhythmen prägen den gefühlvollen Ausdruck seiner Melodien.

„Meine Kompositionen verstehen sich nicht als abgeschlossene Werke, sondern als offene emotionale Räume. Alle sind eingeladen, die Musik mit ihren eigenen Geschichten, Erinnerungen und Empfindungen zu füllen, als persönliche Reise, die sich in jedem Ohr anders vollzieht,“ erzählt Sipan Mannan, der 1995 in Afrin in Syrien auf die Welt gekommen ist. „Ich komme aus einer musikalischen Familie, mein Vater ist Künstler, mein Bruder Komponist und Producer. Meine Schwestern spielen Klavier und Geige.“ So hat er mit elf Jahren angefangen, Konzertgitarre zu spielen, später E-Gitarre. Schon früh ist er mit seinem Vater und Bruder zusammen in Syrien aufgetreten. Shero Mannan, sein Bruder, hat in Aleppo ein Aufnahmestudio, „das beste in Syrien“, von ihm hat er viel gelernt, aber das Musizieren auf dem Keyboard hat er sich selbst beigebracht.

Erst Schwäbisch, dann Deutsch

Mit 17 verlässt er kurz vor dem Abitur seine Heimat, arbeitet in Istanbul eine Weile als Musiker und flieht 2015 über Griechenland, Mazedonien und Ungarn, „die übliche Route“, nach Stuttgart. Seine Geschwister verlassen schon vor ihm die Heimat, leben jetzt in Dubai, Moskau und Virginia, die Eltern sind in Syrien geblieben. In Ostfildern, seiner ersten Station im Land, konnte er an keinem Deutschkurs teilnehmen, da er drei Jahre auf seine Aufenthaltsgenehmigung warten musste. „So habe ich erst einmal Schwäbisch gelernt, dann erst Deutsch.“ Er besucht eine Berufsschule für Elektrotechnik, beginnt eine Ausbildung zum Fachinformatiker und arbeitet mittlerweile seit acht Jahren als System-Ingenieur im Europaviertel. Er wollte nie weg aus Stuttgart. „Hier habe ich das wichtigste Drittel meines Lebens verbracht, hier gibt es eine gute Mischung von allem: nicht alt, nicht sehr rechts, nicht sehr links, viele Arbeitsmöglichkeiten, viele kulturelle Angebote. Hier gibt es keine Ausrede, versagt zu haben,“ erklärt er.

Er bekommt von der Stadt Ostfildern ein Klavier, beginnt mit einfachen Kompositionen: „Mit heutigem Blick würde ich sagen, das hätte ich auch im Kindergarten komponieren können.“ Er nimmt teil an der Ziryab-Akademie für Weltmusik, einer wichtigen Plattform für den interkulturellen, künstlerischen Austausch und musikalische Weiterbildung in Stuttgart und der Region. „Mit studierten Musikern zusammen in einer Klasse zu sein, war eine Herausforderung“, erinnert er sich. „Zum Glück kann ich von Natur aus gut improvisieren.“

Mittlerweile hat er zwei Fulltime-Jobs – im Europaviertel und in seinem Studio. Er komponiert, produziert und tritt als Solokünstler oder mit verschiedenen Ensembles auf. Er sagt selbst, dass sein Musikstil schwer zu beschreiben ist. Er ist emotional, melancholisch, traditionell, mal synchron zum Rhythmus oder auch nicht. Die Ideen für seine Kompositionen kommen ihm vor der Kaffeemaschine oder im Traum. „Für ein Stück warte ich noch auf den zweiten Teil, ich muss noch die restlichen Noten träumen.“

Für ihn ist es wichtig, dass das Publikum ihn auch sieht. „Denn das Charisma und Verhalten des Musikers spielen eine wichtige Rolle.“ Dazu fällt ihm ein altes Sprichwort ein: „Das Auge ist die Schöpfkelle der Worte.“ So werden die Zuhörenden am 20. November im Linden-Museum, wo er im Rahmen des Festivals Made in Stuttgart auftreten wird, in den vollen Genuss seines Könnens kommen.