Tuhama Almoustafa:
Zwischenwelten
Austellung bis Ende 2025.
Freiwilligenagentur Stuttgart
Kronprinzstraße 1, S-Mitte
Kontakt:
tmosart@gmail.com
facebook.com/tuhamamostafa
Bilder auf Anfrage.
Die fabelhafte Kunst der Tuhama Almoustafa
Fantastisch, träumerisch, abstrakt
Tuhama Almoustafas Augen leuchten, wenn sie über ihre Bilder erzählt. Im Café, in dem wir sitzen, hängen drei ihrer Werke. Als Kind ist Tuhama in den fantastischen Erzählungen von 1001 Nacht aufgegangen. Sie verspürte den Wunsch, eigene Bilder der märchenhaften Gestalten zu malen. Später hat sie sich alleine aufgemacht, in Damaskus zu studieren. „Es war eine aufregende Studienzeit,“ findet sie. Eher ungewöhnlich, da das nicht den eher konservativ geprägten Vorstellungen Frauen gegenüber entspreche.
Tuhamas Bilder ziehen den Betrachtenden in das Werk hinein. Acryl, manchmal kombiniert mit Ölfarbe, Glitzerpuder, Spiegel-farbenen Funkelsteinen. Sie erklärt: „Die Grundierung ist sehr wichtig, bereits da arbeite ich Effekte mit ein.“ Anschließend legt sie die Position des Körpers im Bild fest. Während sie malt, fügen sich die Farben in ihrem Kopf zusammen. Mit einem Fön zerfließen im Anschluss die Konturen. Das Bild gewinnt an Dynamik und Struktur.
Als Tuhama mit ihren drei Kindern das Land vor zehn Jahren verlässt, dauert die Reise zwei Wochen, erzählt sie. „Zuerst mit dem Flugzeug in die Türkei, dann auf dem Seeweg weiter. In einem kleinen Boot …“ Eine Pause entsteht, in der wahrscheinlich alles gesagt ist. Zwei Wochen können sich wie eine Ewigkeit anfühlen. Eine Weltenreise. Fernab der Heimat Kurs auf ein Land, dessen Barriere nicht nur die Sprache darstellt. Da sind auch die kleinen, alltäglichen Hindernisse, die ihr Ankommen immer wieder kreuzen. Etwa der Personennahverkehr. Tuhama wohnt zwei Monate in Aalen. Malt weiter. Träumerisch abstrakte Motive. Sie handeln von der Sehnsucht einer Braut, von betenden Meerjungfrauen, Feen und natürlich von der Heimat. „Kunst war für mich auch immer eine Art und Weise, einmal der Realität zu entkommen.“ In Stuttgart werden Tuhamas Bilder durch Zufall entdeckt. Die Künstlerin stellt zum ersten Mal aus. In einem blauen Kleid steht sie ruhig vor den staunenden Besucher*innen. „Durch Farben kann ich meine Fantasie erschaffen“, trägt Tuhama langsam, nahezu akzentfrei, vor.
In ihrer Heimat hat sie 300 Bilder erschaffen. Auch das erzählt sie den Besucher*innen. An einem Bild, das sie bereits zuvor im Geiste mit sich trägt, arbeitet sie an mehreren Tagen und kommt auf etwa 16 Stunden. Jedes Bild malt sie nur einmal. „Ich denke, dass viele meiner Bilder, die ich in der Heimat zurücklassen musste, zerstört sind.“ Seit sie in Deutschland ist, hat sie inzwischen über 100 weitere gemalt.
„Mein Pinsel und meine Farben entführen mich in eine andere Welt“, berichtet sie weiter. Sie liebt das Spontane und Abstrakte, „nicht realistisch, wie es ist.“ Wenn sie ein Bild zeichnet, ist sie manchmal überwältigt: „Als ob eine Quelle aus Gefühlen und Farben in meine Hand fließt, um das Bild zu erschaffen.“ Wenn es um das Handwerk geht, wird Tuhama pragmatisch. Nachdem sie die Skizze zu Papier gebracht hat, kann sie die Größe einschätzen. Gibt es keinen passenden Rahmen, stellt sie ihn selbst her. In den Räumen von AMOS, einem Verein, in dem Kunstliebende sich gemeinsam unterstützen, gibt es Material, Farben und offene Gespräche. Denn die Kunst verbindet über Alter, Herkunft oder Sorgen und Ängste hinweg. Hier hat Tuhama vor zehn Jahren einen neuen Herzensort entdeckt. Auf altgewohntem Terrain. Zwischen Farben, Leinwänden und Menschen, die das Herz für Kunst am selben Fleck tragen.