Variable Kunst von Hyunjeong Ko
„Kunst ist gerade deshalb faszinierend, weil sie sich ständig verändert“
Hyunjeong Ko hat bereits ihre Kunstinstallationen in der Ausstellung der Meisterschüler*innen im Weißenhof-Programm der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart (ABK) in der Villa Merkel in Esslingen gezeigt. Eine Arbeit davon, Der Zug fährt nicht (2023), wird nun in der aktuellen Gruppenausstellung präsentiert. Wie der Titel schon verrät, behandelt die Arbeit ein immer aktuelles Thema in Deutschland: Die langen und häufigen Verspätungen sowie Zugausfälle. Mit dieser Installation interpretiert sie erstmals ihren emotionalen Alltag in einem Kunstwerk. Aufgrund solcher Arbeiten wurde sie mit einer Reihe von Auszeichnungen geehrt. Zuletzt erhielt die Künstlerin am 17. Januar 2024 den Preis der Werner-Pokorny-Stiftung.
„Ich mache schon immer Kunst, seitdem ich zehn Jahre alt war. Bevor ich mich dazu entschloss, Kunst zu meiner Hauptleidenschaft zu machen, habe ich Musik gemacht. Ich habe klassische Geige gespielt, aber nach einer gewissen Zeit hat es mich gelangweilt, weil ich Tag und Nacht dasselbe geübt und gespielt habe. Kunst war für mich immer anders und abwechslungsreich“, erzählt die gebürtige Südkoreanerin. Bevor sie nach Deutschland kam, hatte sie bereits in Südkorea Bildende Kunst studiert. In Deutschland setzte sie ihren Fokus mehr auf die zeitgenössische Kunst. Im Jahr 2020 absolvierte sie ihr Diplom an der ABK, wobei sie auch Meisterschülerin im Weißenhof-Programm war.
Sie empfindet, dass in Deutschland die zurzeit beweglichste und dynamischste Kunstszene existiert. Diese Kunstszene prägt auch ihren kreativen Prozess. „Meine Kunst bewegt sich ständig, kontinuierlich. Ich finde Inspiration in Gegenständen aus der Welt und schöpfe aus dem Alltag. Kunst ist gerade deshalb faszinierend, weil sie sich ständig verändert“, teilt die 32-Jährige mit.
Einflüsse aus der Stuttgarter Automobilbranche
Sie kombiniert und experimentiert mit verschiedenen Techniken und Gegenständen, wobei ihr Hauptfokus die kinetische Kunst ist. Ihre Inspiration findet sie momentan vor allem bei Kunstschaffenden wie Jean Tinguely, der für seine beweglichen, metallischen Skulpturen bekannt ist und dessen Arbeit stark von der kinetischen Kunst geprägt ist.
„Eventuell wurde ich auch von Stuttgart beeinflusst, da die Stadt für ihre Automobilbranche bekannt ist und daher auch für Motoren. Ich verwende schließlich auch verschiedene Arten von Motoren in meiner Kunst“, betont sie, „Motoren haben eine für ihren Zweck bestimmte Funktion. In meiner Kunst nehme ich jedoch diese Funktion heraus und mache etwas völlig Anderes daraus. Die ursprüngliche Funktion wird dadurch nutzlos oder sinnlos, und das entfremdet die Gegenstände“, erzählt die Künstlerin weiter. „Trotzdem frage ich mich immer noch, ob das, was ich tue, überhaupt Sinn ergibt, aber das ist wohl ein wiederkehrendes Ereignis für alle Kunstschaffenden“, fügt sie mit einem Lachen hinzu.
Wie empfindet sie das Leben in Stuttgart im Vergleich zu Südkorea? Hyunjeong Ko verrät: „Ursprünglich komme ich aus Seoul, Südkorea, einer riesigen Stadt. Im Gegensatz dazu ist Stuttgart ruhiger, aber ich empfinde es als sehr weltoffen“.