EnBW-Vorständin Colette Rückert-Hennen
Foto: EnBW/Catrin Moritz
Ausgabe: Juni 2025

Interview mit Colette Rückert-Hennen, Vorstandsmitglied der EnBW

„Es kommt auf den Mix an – heute und in Zukunft“

Ob Diversity, Integration, Inklusion oder Equity: Wirtschaftsunternehmen haben viele Möglichkeiten, zu einer positiven Gestaltung unserer Gesellschaft beizutragen. Das gilt auch für die EnBW, die drittgrößte Energieversorgerin in Deutschland. Vorständin Colette Rückert-Hennen berichtet im Interview, wie ihr Unternehmen sich den aktuellen gesellschaftlichen Aufgaben stellt.

Frau Rückert-Hennen, die EnBW zählt zu den langjährigen Förderern des Sommerfestivals der Kulturen. Was gefällt Ihnen an dieser Veranstaltung?

Mit seinem kulturellen und kulinarischen Angebot aus aller Welt ist das Sommerfestival ein echtes Highlight in Stuttgart. Zahlreiche Menschen mit und ohne Migrationshintergrund kommen zusammen, feiern und lassen andere an der Musik und am Essen aus ihren jeweiligen Heimatländern teilhaben. Das schafft Verständnis und verbindet. Dieses interkulturelle Miteinander gefällt mir und ist für uns als großer Arbeitgeber der Region besonders unterstützenswert.

Wie international ist eigentlich die Belegschaft bei der EnBW? Welche Rolle spielen Fachkräfte aus dem Ausland?

Als EnBW sind wir in den letzten Jahren internationaler geworden. Menschen aus über 75 Nationen arbeiten bei uns. Unser Kerngebiet ist zwar nach wie vor Baden-Württemberg, aber wir sind mittlerweile national und mit unseren Büros in Großbritannien, Frankreich und der Schweiz auch international aktiv. Das betrifft insbesondere die Bereiche Handel und Erzeugung, in denen es uns gelungen ist, durch die Standorterweiterung internationale Expert*innen zu gewinnen und unsere Geschäftsaktivitäten auszuweiten. Aber auch unsere Kraftwerks-Großbaustellen in Altbach/Deizisau, Heilbronn und Stuttgart-Münster sowie der Bau unseres Offshore-Windparks He Dreiht in der Nordsee sind multinational. Und darüber hinaus sind wir auch dabei zu schauen, wie wir weitere Fachkräfte aus dem Ausland für die EnBW gewinnen können, denn mittlerweile ist der Fachkräftemangel in Deutschland deutlich spürbar.

Die Arbeitswelt verändert sich momentan stark – Stichwort demografischer Wandel und KI. Welche Skills sind aus ihrer Sicht in Zukunft gefragt? Und welche Rolle könnten interkulturelle Kompetenzen dabei spielen?

Es kommt auf einen guten Mix an – heute und auch in Zukunft. Digitale Kompetenzen werden immer wichtiger, gerade was die künstliche Intelligenz betrifft. Aber auch Kreativität und die Fähigkeit Probleme zu lösen gehören dazu. Für mich persönlich ist Empathie wichtig, aber auch die Offenheit und Flexibilität sich immer wieder auf Neues einzulassen. Die Arbeitswelt ändert sich laufend. Und hier helfen auch interkulturelle Kompetenzen, denn sie sorgen für mehr Verständnis der unterschiedlichen Perspektiven und Arbeitsweisen – gerade in einer zunehmend globalisierten Welt.

Diversity ist für die EnBW ein wichtiges Thema. Was genau unternehmen Sie in diesem Bereich?

Wir setzen uns als Unternehmen auf vielen Feldern für Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion ein. Uns ist es wichtig, ein Umfeld zu gestalten, in dem sich alle Mitarbeiter*innen wohlfühlen und ihr Potenzial entfalten können. Ein diverses Team bringt nachweislich bessere Ergebnisse, höhere Kreativität, Innovation und trägt zur stärkeren Mitarbeitendenbindung bei. Um dieses wichtige Thema im Unternehmen präsenter zu machen und die Potenziale noch stärker nutzen zu können, haben wir eine Diversity-, Equity- und Inclusion-Strategie entwickelt. Im Rahmen dieser haben wir uns beispielsweise vorgenommen, bis 2030 den Anteil von Frauen in Führungspositionen auf 30 Prozent zu erhöhen und die Förderung von Menschen mit Behinderungen in unserem Unternehmen zu fokussieren. Zudem engagieren wir uns seit Jahren beim Christopher Street Day in Stuttgart und bieten in unserem Unternehmen zahlreiche Veranstaltungen rund um Diversity-Themen an, zum Beispiel zu gendergerechter Sprache oder wie wir Diskriminierung von Mitarbeiter*innen entgegenwirken.

„Energie“ ist ein Thema, das auf ganz verschiedene Weise mit gesellschaftlicher Verantwortung verknüpft ist. Welche Rolle übernimmt hier die EnBW?

Als Energieversorger stehen wir natürlich für die Versorgungssicherheit unserer Kund*innen, das ist unser Anspruch und Arbeitsauftrag. Aber wir nehmen auch unsere gesellschaftliche Verantwortung ernst, indem wir uns insbesondere für junge Menschen engagieren. Wir sind ein großer Ausbilder und bieten über 30 verschiedene Ausbildungsberufe und duale Studiengänge an. 2016 haben wir zudem ein Berufsintegrationsprogramm initiiert, um geflüchtete Menschen zu unterstützen und sie auf eine Ausbildung vorzubereiten. Aber wir engagieren uns auch an Schulen – erst letztes Jahr haben wir beispielsweise, die so genannten IT-Ersthelfenden initiiert, die an ausgewählten Schulen in Baden-Württemberg junge Menschen fit für die digitalisierte Zukunft machen. Das ist für mich ein absolutes Herzensthema.