Rodrigo Leão: O Rapaz da Montanha
Seinen Stil bezeichnet der portugiesische Musiker Rodrigo Leão nicht als Fado, sondern versteht ihn als Querschnitt durch unterschiedliche Musikkulturen. Auch bei seinem vielköpfigen Orchester mit sechs Haupt- und elf Gastmusikern geht es um eine Formation, die in keine Schublade zu passen scheint.
Rodrigo Leão hat sich als Musiker und Komponist über die Grenzen Portugals hinaus einen Namen gemacht. Zunächst in der Band Sétima Legião, anschließend als Teil des innovativen Projekts Madredeus. 32 Jahre nach seinem Debüt als Solomusiker bringt er nun mit O Rapaz da Montanha („Der Junge vom Berg“) ein Album heraus, das durch den Einsatz von Chören, verschiedenen Leadsängern und klassischen Instrumenten sowie einer ausgeprägten Perkussion an einige portugiesische Cantautoren aus den 1970er-Jahren erinnert. Dabei lässt Rodrigo Leão den Zuhörer in seine jahrzehntelange musikalische Erfahrung eintauchen, ohne dabei die portugiesische Musik und ihre Fado-Melancholie zu vergessen. In immer dichter werdenden Improvisationen verweben die 17 Musiker am Akkordeon, Cello, Bratsche, Geige, verschiedenen Gitarren, Kontrabass, Synthesizer, Tambura, Schlagzeug und Perkussion weltmusikalische Rhythmen zu einem lebendigen Klangteppich. Ein Großteil der Texte stammt von Ana Carolina Costa und handelt von unterdrückten Frauen mit dem Wunsch nach Befreiung und von Charakteren, die mit ihrer Sterblichkeit und Freiheit kämpfen.
Das Album des Musikers, Sängers und Komponisten ist eine entspannte Exkursion in die portugiesische Kultur und eine Einladung, in sich selbst einzutauchen und gleichzeitig sich seiner Umgebung und der schwierigen, aber wahren Realität bewusst zu werden. Die 16 Stücke auf O Rapaz da Montanha sind ein sachtes Ineinandergleiten von Melodie und Rhythmus, kein aufregendes Album mit Spitzen, sondern vielmehr eine Art Ritual und ein musikalischer Hoffnungsschimmer am Horizont.