Mariana Travacio: Ein Mann namens Loprete

Aus dem argentinischen Spanisch von Kirsten Brandt.
Pendragon Verlag, 2025.
128 Seiten.

Ausgabe: Oktober 2025

Mariana Travacio: Ein Mann namens Loprete

Eine wüstenhafte, auch an Steppe erinnernde Landschaft, darauf ein Pferd, in dessen Sattel man im Anschnitt noch die Beine und einen die Zügel haltenden Reiter sitzen sieht – das Buchcover von Mariana Travacios Ein Mann namens Loprete erinnert an Westernatmosphäre. Entnommen ist das Motiv dem Gemälde Caballos des postimpressionistischen franko-argentinischen Malers Fernando Fader. Geritten wird im Roman tatsächlich eine Menge, vom staubigen Süden in den regnerischen Norden und umgekehrt. Zurück bleiben stets Tote.

Gleich im ersten der auf oft nur ein/zwei Seiten angelegten Kapitel lässt der im deutschen Titel erwähnte Loprete auf der Suche nach einer gewissen Pepa nach einer alkoholgeschwängerten Situation in der Dorfkneipe bereits sein Leben. Seine Brüder werden ihn rächen. Was wiederum dazu führt, dass sich bald auch ein weiterer Trupp Richtung dem Gut der einflussreichen Loprete-Sippe aufmacht, um seinerseits für „Gerechtigkeit“ zu sorgen.

Erzählt ist die Geschichte aus Sicht des jungen Waisen Manoel, der im Laufe des Romans erfahren muss, dass es einst ein Loprete war, der seine Eltern ermordet hatte. Nach und nach wird aufgedröselt, wie es dazu kam. Auch Manoel will nun Vergeltung üben.

Bei der Vielzahl der in der Handlung erwähnten Figuren könnte man sich beim Lesen den Spaß machen, eine Art Stammbaum zu skizzieren, um den Überblick über ihr Verhältnis zu- und untereinander zu wahren. Die Erzählung entfaltet durch ihre kurzen, Sätze und die verdichteten poetischen Beschreibungen einen Sog, der einen dranbleiben lässt beim Lesen und hineinzieht in die immer wieder auch von Wetterphänomenen bestimmte Atmosphäre. Bedrohlichkeit wird auch dadurch aufgebaut, dass Kontext ausgespart bleibt und dem Leser Deutungen und Interpretationen überlassen werden. Die eigene Fantasie ist also gleichwohl fürs Lesevergnügen gefordert. Unmissverständlich festgehalten wird aber, dass Rache kein Mittel zur Erlösung und (innerer) Befriedung ist.