Deliciuosly prall mit Leben

Jede Seite des Romans sei „deliciously prall mit Leben“ gefüllt, schreibt Autor Daniel Schreiber über den zweiten Roman von Hengameh Yaghoobifarah, vielen bekannt geworden durch den 2019 erschienenen und von Yaghoohbifarah mitherausgegebenen Essayband Eure Heimat ist unser Alptraum. Alle, die sich davon überzeugen wollen, können dies am 7. November im kleinen Kursaal Bad Cannstatt tun. Er selbst saß gemeinsam mit Hengameh Yaghoobifarah im Rahmen einer Lesung des neuen Buches schon für das Literaturhaus Berlin auf der Bühne.

Der Roman beginnt bei Ava zuhause, die gerade ihr Date Robin zu Besuch hat und bald durch Zufall weiteren Besuch ihrer anderen Liebhaber*innen erhält. Natürlich wissen die verschiedenen Personen nichts voneinander und so ist Konflikt vorprogrammiert. Als sich alle kurze Zeit später gemeinsam auf dem Dach des Hauses wiederfinden, entspannt sich eine Geschichte großer Lebendigkeit, Emotionen und schlussendlich nicht weniger, als der Identitäten aller Beteiligter. Wie nah Eifersucht, Verlangen und vielleicht auch Liebe zusammenliegen, das zeigt sich bildlich in den Personen, die durch den Verlust des Schlüssels auf dem Dach des Hauses gemeinsam ausharren müssen und denen nichts anderes übrig bleibt, als sich miteinander auseinanderzusetzen.

Der Roman bricht mit sprachlichen Konventionen und Regeln, Hengameh Yaghoobifarah verwendet Sprache in ihrer Vielseitigkeit, die ansonsten häufig vergessen scheint – und löst sich dadurch einmal mehr aus den Fesseln einer Gesellschaft, in der marginalisierte Gruppen immer wieder für die eigene Sichtbarkeit einstehen müssen. Er mag für die einen sprachlich eine Herausforderung sein, für die anderen ein Bildungsroman, für die dritten pures Lesevergnügen. Mögen alle Lesenden darin finden, was sie gerade brauchen!