Briefe aus der Wilcza
Polen/Deutschland 2025
(Dokumentarfilm)
Originaltitel: Letters from Wolf Street
97 Minuten
Regie: Arjun Talwar
Mit: Piotr Chadryś, Mo Tan, Feras Daboul, Barbara Goettgens, Oskar Paczkowski u. v. m.
Start: 16. Oktober 2025
Verleih: Barnsteiner Film
Fotos: © Barnsteiner Film
Briefe aus der Wilcza
Den Nachbarn auf den Zahn gefühlt
Die Straße, in der er wohnt, bietet ihm bereits eine Fülle an Begegnungen. Er besucht eine Feier anlässlich des Unabhängigkeitstages, schwenkt dabei auch probeweise die polnische Flagge. Er findet mit Graffities besprühte Wände, die „Polen für die Polen“ fordern, begegnet aber auch Bürger*innen, die Verständnis haben für Migrationsbewegungen („Wir wandern ja auch in andere Länder aus, um dort zu arbeiten“). Zugleich dokumentiert er, wie sich sein Viertel, in dem quasi in jedem Hinterhof eine eigene Heiligenfigur zu stehen scheint, im Zuge der Gentrifizierung verändert.
Talwar befragt dabei immer wieder auch sich selbst, versucht zu verstehen, warum sein indischer Freund an der polnischen Diaspora verzweifelt ist und sich das Leben nahm. „Hier Ausländer zu sein fühlt sich an wie ein Abenteuer“, sagt Talwar. Dass ihn ein Roma, den er am Rande einer CSD-Parade trifft (und nichts ahnend vom bunten Spektakel auf einen Bus gewartet hatte), zum „Familienmitglied“ erklärt, verblüfft den Filmemacher. Eine nette Freundschaft scheint sich da anzubahnen. Talwar recherchiert mit einer gesunden Mischung aus Humor und Melancholie und kommt am Ende zum Schluss, dass es doch spannend sein könnte, wenn auch an anderen Orten, an denen Einheimische und Migrant*innen zusammenleben, jede Straße jeweils eigene Chronist*innen hätte. Einfach mal auf die Nachbar*innen zugehen und sich für sie interessieren, würde schon viel zur Völkerverständigung in einer sich rasant verändernden Welt beitragen.