Chukwuebaka Ibeh: Wünschen
S. Fischer Verlag, 2024.
320 Seiten.
Chukwuebaka Ibeh: Wünschen
Es sind Themen, die derzeit viele Menschen bewegen, die der in Port Harcourt in Nigeria geborene Autor Chukwuebaka Ibeh in seinem Roman Wünschen verarbeitet hat: die Enge und Übergriffigkeit in einem christlichen Internat und der persönliche und gesellschaftliche Umgang mit Homosexualität.
Ubiefuna (Möge mein Herz nicht verloren gehen) ist ein Wunschkind, ein sanfter Junge, tief geliebt von seiner Mutter und ausdrucksstark beim Tanzen. Die Mutter betreibt einen Friseursalon, der Vater ein Handelsgeschäft, für das er einen Lehrling einstellt. Der Junge wohnt in der Familie und freundet sich mit Ubiefuna an. Als der Vater die beiden in einer homoerotischen Situation entdeckt, wirft er den Lehrling aus dem Haus und bringt seinen Sohn in ein Internat.
Das vielschichtige Leben im Internat und die mit Tabus belegte Adoleszenz des Jungen fern der Familie umfasst einen großen Teil des Romans. Auch dort ergeben sich Gelegenheiten für homosexuelle Erfahrungen. Schließlich wird die Sprachlosigkeit in der Familie über sein „Anderssein“ überwunden. Ein Zuhause sei der letzte Ort, an dem sich ein Kind nur bedingt geliebt fühlen sollte, meint seine Mutter. Als Student begegnet ihm dann die gesellschaftliche Repression gegenüber Homosexuellen. Sie sind Übergriffen und Gewalt ausgesetzt. Bis zu 14 Jahre Haft drohen bei gleichgeschlechtlichen Partnerschaften in Nigeria. Den Spannungsbogen der Geschichte hält Chukwuebuka Ibeh bis zum Schluss.
Der 25-jährige Autor studiert an der Washington Universität in St. Louis, Missouri in den USA. Er hat kreatives Schreiben bei den Literatur-Größen Dave Eggers, Chimamanda Ngozi Adichie und Tash Aw belegt. Wünschen ist sein erster Roman, dessen Filmrechte bereits vor Erscheinen verkauft wurden.