 
                            19.07.2025 bis 30.11.2025
Zhen Bo: Drawing Life
Die Frage ist nicht mehr (wie noch vor einigen Jahren), ob Pflanzen und Wälder komplexe gemeinschaftliche Entscheidungen über die Strategien treffen, die sie gemeinsam in Bezug auf sich verändernde Bedingungen umsetzen, sondern wie diese kollektive Entscheidungsfindung funktioniert und wie sie sich anfühlt. Wenn der Mensch politische Entscheidungen in Bezug auf seine Umwelt treffen muss, wird er in der Regel einen oder vielleicht zwei Faktoren berücksichtigen – die Berücksichtigung weiterer Faktoren wird exponentiell komplexer. Wälder hingegen berücksichtigen alles; obwohl der Biorhythmus von Bäumen nicht dem des Menschen gleicht (für den Bäume oft eher wie unbewegliche Statuen als wie lebendige Tänzer*innen erscheinen, so wie sie Flechten oder Moosen erscheinen müssen), können sie nicht anders, als alle Faktoren zu berücksichtigen. Dies ist eine der Kernaussagen der langen und kontemplativen Videoinstallation des in Hongkong lebenden Künstlers Zheng Bo, die im Grumsin, einem alten Buchenwald in Brandenburg und einer deutschen UNESCO-Welterbestätte, gedreht wurde und den bezeichnenden Titel The Political Life of Plants(2021-23) trägt. Der Titel ist Programm: Pflanzen sind politische Akteur*innen, deren politisches und ästhetisches Handeln sich innerhalb des sie erhaltenden Ökokreislaufs selbst dokumentiert.