
Humans of Stuttgart
Humans of Stuttgart
9.10.– 30.11.2025
Vernissage: 9.10., 19 Uhr
StadtPalais – Museum für Stuttgart
Humans of Stuttgart Fotobuch.
Prima.Publikationen
Humans of Stuttgart: Ausstellung und Fotobuch
„Wundervolle, bewegende und lebensnahe Porträts“
Warum, denkt Ihr, braucht unsere Stadtgesellschaft ein Projekt wie Humans of Stuttgart? Was ist der Kerngedanke hinter diesem und was liegt den Projektteilnehmenden bei der Konzeption am Herzen?
Humans of Stuttgart zielt darauf ab, die Vielfalt und Inklusion in Stuttgart zu fördern, indem es Menschen mit Fluchterfahrung und Migrationsgeschichte als selbstbewusste und aktive Akteure der Gesellschaft sichtbar macht. Unser professionelles und geschultes Team aus jungen Menschen mit Migrations- und Fluchtgeschichte sammelt Porträts von Stuttgarter*innen, die medial und fotografisch aufbereitet und über soziale Medien veröffentlicht werden. Der künstlerische und humanistische Wert des Projekts liegt in der authentischen und vielseitigen Darstellung der Lebensgeschichten von Stuttgarter*innen. Durch die Linse und die Perspektive der Teilnehmenden entstehen daher Kunstwerke, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch tiefe Einblicke in die unterschiedlichen Facetten des Stuttgarter Lebens bieten.
Wer ist am Projekt beteiligt und warum? Wie viele Menschen wirken mit?
Insgesamt 20 junge Projektbeteiligte mit Migrationsbiografie oder Fluchterfahrung wirken bei Humans of Stuttgart mit. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Manche wollen die Vielfalt der Menschen in der Stadt zeigen, die hinter Stuttgarter Klischees verborgen liegt. Andere möchten einen sicheren Raum schaffen, in dem persönliche Geschichten gehört und geschützt werden, um die eigene Stadt von einer warmen und persönlichen Seite zu zeigen. Wieder andere nutzen das Projekt zur persönlichen Weiterentwicklung, um besser zuzuhören, Fragen zu stellen und die Stadt besser zu verstehen. Und schließlich besteht bei manchen der Wunsch, eine Gemeinschaft von Menschen mit internationaler Geschichte zu bilden, die gemeinsam etwas schaffen und bewirken möchten.
Wie seid ihr auf die Menschen gestoßen, die ihre ganz persönlichen Geschichten im Rahmen des Projekts teilen?
Unser Team porträtiert Menschen, die über 18 Jahre alt sind und in der Region Stuttgart leben, einschließlich umliegender Städte wie Ludwigsburg, Esslingen und Böblingen. Um diese Personen zu finden, spricht das Team Menschen sowohl in ihren eigenen Netzwerken als auch spontan auf der Straße an. Auch Interessierte, die ihre Geschichte teilen möchten, kommen von sich aus auf das Team zu.
Die Teilnehmenden, die Menschen auf der Straße ansprachen, waren überrascht, wie offen die Leute in Stuttgart sind – offener, als sie anfangs dachten. Die Reaktion der Angesprochenen war oft sehr positiv, da sie erfuhren, wie wichtig und verbindend es ist, gehört zu werden. Das Schlimmste, was unser Team erleben konnte, war ein einfaches „Nein, danke“.
Viele Projektbeteiligte empfinden es als wertvoll, anderen Zeit und Aufmerksamkeit zu schenken, um deren Biografien und Erfahrungen kennenzulernen. Es entstanden dabei emotionale Momente und schöne Verbindungen, an die sich viele noch heute gerne erinnern. Selbst Menschen, die glaubten, keine Geschichte zu haben, erkannten, dass die Essenz des Projekts darin liegt, dass jeder Mensch eine Geschichte hat, die es wert ist, gehört und geteilt zu werden.
Nun ist ab Oktober eine Humans of Stuttgart-Ausstellung im StadtPalais samt einer Fotobuchveröffentlichung geplant. Wie kam es zu dieser Idee und worauf dürfen sich die Besucher*innen freuen?
Wir haben uns bewusst für eine Ausstellung und ein Buch entschieden, da diese Medien ein breiteres Publikum erreichen als Social Media. Zudem sehen wir es als eine Geste der Wertschätzung für alle Porträtierten und Projektbeteiligten und als eine Möglichkeit, unser gemeinsames Projekt zu feiern.
Die Ausstellung und ebenso das Fotobuch, das beim Stuttgarter Prima.Publikationen Verlag erscheinen wird, zeigen ausgewählte Exemplare der Porträts und Geschichten, die zunächst auf Instagram veröffentlicht wurden. Besucher*innen der Ausstellung können sich auf großformatige Fotografien und persönliche Texte freuen, die die Vielfalt des Lebens in der Region Stuttgart sichtbar machen. Bei unserer Eröffnungsfeier am 9. Oktober im StadtPalais wird die Stadtgesellschaft auf unser Team und hoffentlich auch einige Porträtierte treffen, und umgekehrt. Es soll ein großes Fest und Abschluss unseres Projektes werden, wir freuen uns auf zahlreiche Interessierte. Während der knapp zweimonatigen Laufzeit der Ausstellung wird es ein vielfältiges Begleitprogramm geben.
Wie geht es weiter mit dem Projekt? Wann endet der Förderzeitraum?
Die Förderung durch das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg endet im November 2025. Wir sind gerade auf der Suche nach Weiterförderung und haben schon einige Förderanträge gestellt. Es gibt viele Ideen zur Weiterentwicklung des Projekts, doch das Geld fehlt. In Zeiten, in denen öffentliche und private Gelder für Kunst und Kultur zahlreich gestrichen werden, ist es schwierig, Förderungen zu erhalten. Die Konkurrenz ist groß und an allen Ecken wird gespart.
Was für einen persönlichen und gesellschaftlichen Mehrwert zieht ihr aus dem Projekt?
Für uns persönlich ist es ein großes Highlight, dass unser Team aus Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen und Expertisen besteht, die großartig zusammenarbeiten. Diese Vielfalt ermöglicht es uns, wundervolle, bewegende und lebensnahe Porträts zu erstellen.
Auf individueller Ebene konnten einige Teammitglieder neue Fähigkeiten entwickeln, die sie beruflich und privat weiterbringen. Es hat sich ein starkes Team geformt, und sowohl die Teilnehmenden als auch die Porträtierten empfinden nun stärker das Gefühl, wirklich ein Teil von Stuttgart zu sein. Die Möglichkeit, an einem Projekt mitzuwirken, das auf authentische Art und Weise die Geschichten und Menschen der Stadt sichtbar macht, ist von unschätzbarem Wert.
Der gesellschaftliche Mehrwert liegt für uns darin, dass die Geschichten unserer Protagonist*innen Empathie und Solidarität fördern. Wir wollen neue Räume der Begegnung und Sichtbarkeit schaffen, um Vorurteile abzubauen und die Wahrnehmung zu erweitern. Unser Ziel ist es, Stuttgart zu einer noch offeneren und inklusiveren Stadt zu machen.