Der Waiblinger Schlagzeuger Hans Fickelscher
Wanderer zwischen musikalischen den Welten
Bei ihm ist alles Bewegung, Rhythmus und Energie. Unermüdlich auf der Suche nach neuen, ausgefallenen Sounds, produziert der in Heidenheim geborene und seit 1994 im Raum Stuttgart lebende Hans Fickelscher durch sein punktgenaues Schlagzeugspiel dynamische Rhythmusmuster. Im fliegenden Wechsel bearbeitet er aber auch die Djembe, ein Cajon mit Fußpedal und diverse Trommeln. Selten hört man einen Drummer so vielfältig spielen.
Hervorragende Technik, Originalität und unfehlbares Gespür für einfallsreiche Rhythmen bescheinigen ihm gleichermaßen Musikerkollegen und Publikum. Und das, obwohl Fickelscher eigentlich Autodidakt ist und erst im Alter von 19 Jahren regelmäßig Unterricht nahm. Wie ist er dann zum Schlagzeug gekommen? „Als ich 12 Jahre alt war, spielte meine Schwester Boogie Woogie am Piano und ich bastelte mir ein Schlagzeug aus Waschpulver-Kübeln“, erzählt der Drummer, „meine Oma fand das super und kaufte mir nach und nach Becken, dann Snaredrum und schließlich ein komplettes Schlagzeug“. Von 1987 bis 1992 studierte er im Anschluss Jazzschlagzeug an der Musikhochschule Stuttgart bei Pierre Favre, und von 1992 bis 1994 in New York an der Manhattan School of Music mit dem Abschluss Master of Music.
Der inzwischen als „einer der besten Jazzschlagzeuger Süddeutschlands“ geltende Drummer ist seit 35 Jahren nicht nur im Jazz ein gefragter Sideman, er komponiert auch für verschiedene internationale Besetzungen und Projekte sowie für Theater und Tanz. Künstlerisch ist er seit vielen Jahren spartenübergreifend aktiv, etwa im Projekt Impuls an den Staatstheatern Stuttgart, beim Solotanz-Theater-Festival Stuttgart und beim internationalen Kunst- und Forschungsprojekt Menschen Tanzen des Filmemachers und Choreografen Grégory Darcy. Seit 1996 ist er außerdem im Vorstand der Interessengemeinschaft Jazz e.V. Stuttgart vertreten und ist für die künstlerische Leitung des experimentellen Orchesters Jazz@Large in der Region verantwortlich. Darüber hinaus leitet er die inklusive Bigband Jürgen Spieß der Volkshochschule Unteres Remstal, mit der er schon in China, Russland und Ungarn spielte.
Gehören zusammen: Weltmusik und Jazz
Ein besonderes Faible entwickelte er mit den Jahren für brasilianische und afrikanische Musik. Diese Liebe entwickelte sich während seiner Zeit in New York, als er häufig in einen Coffeeshop ging, „in dem es jeden Samstagnachmittag Sessions mit brasilianischen Weltklassemusikern gab“, so Fickelscher. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland belegte er einen Workshop mit Famoudou Konaté, gründete 2004 das European Brazil Project und gab mehrere Konzerte mit dem brasilianischen Akkordeonisten Chico Chagas.
Afrikanische Musik macht er seit einigen Jahren mit Kandara Diebaté, Birgit van Straelen, Mamadi Kouyaté und Ursula Branscheid-Kouyaté und zählt Weltmusik-Größen wie Jasper van’t Hof, die holländische Vokalistin Greetje Bijma und Natassa Mare zu seinen langjährigen Weggefährten. Mit der griechischen Sängerin spielt er seit zehn Jahren in einem auf Initiative der Stuttgarter Journalistin Anna Koktsidou gegründeten Projekt zusammen, das den griechischen und mediterranen Sound mit Jazz und dem „griechischen Blues“ Rembetiko verbindet.
„Weltmusik und Jazz sind eigentlich nicht zu trennen“, ist Hans Fickelscher überzeugt. Auch mit der griechischen Kanunspielerin Eleanna Pitsikaki und ihrem Ensemble Panta Rhei, dem syrischen Musiker Mazen Mohsen und dem ukrainischen Projekt Sun beweist der Waiblinger Drummer, dass er ein wahrer Wanderer zwischen den musikalischen Welten ist.