Tanz den Raï

Amazigh Kateb – Sohn des bekannten algerischen Schriftstellers Kateb Yacine – kam im Alter von 16 Jahren nach Frankreich und entwickelte schnell eine kämpferische und rebellische Philosophie, die sich in der Musik von Gnawa Diffusion widerspiegelt. Während Kateb die zwischen African-Reggae, hartem Percussions-Groove und Afrobeat angesiedelten Songs mit fester und eingängiger Stimme bestimmt, behandeln die Texte auf Algerisch-Arabisch, Französisch und Englisch vorwiegend Themen wie soziale Gerechtigkeit, kulturelle Identität und politischen Aktivismus.

Die inzwischen zu den etablierten Bands der französischen Popkultur zählende Gruppe lockt nicht mit altbekannten Reggae-Hits, sondern begibt sich auf Spurensuche durch das unübersichtliche Gestrüpp der afrikanisch-arabischen Musikwelt. Obwohl immer wieder die ornamental-schmachtenden Vokaleinleitungen des inzwischen so bekannten Raï auftauchen, wirkt die Musik der siebenköpfigen Band eigenständig und unvorhersehbar. Offenheit ist Prinzip, Unbeschwertheit die Voraussetzung für die treibende Kombination von afrikanischen und jamaikanischen Rhythmen, die aus einem einfach gestrickten Muster musikalische Muntermacher der Extraklasse bastelt. Man kann bei einem Konzert von Gnawa Diffusion immer wieder darüber staunen, wie sich die Begeisterung für Raï-Musik auf das Publikum übertragen kann.