35 Jahre Alevitische Gemeinde

Alevitische Gemeinde Stuttgart e. V.
S-Bad Cannstatt
www.alevitische-gemeinde-stuttgart.de
Instagram: www.instagram.com/alevitische_gemeinde_stuttgart

Foto: Deniz Kiral
Ausgabe: Oktober 2024

35 Jahre Alevitische Gemeinde Stuttgart

Türen auf zum Jubiläum

Ihre 35-jährige Vereinsgeschichte zelebriert die Alevitische Gemeinde Stuttgart mit einem ganz besonderen Tag der offenen Tür. Deniz Kiral, früheres Vorstandsmitglied und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit, wirft einen Blick auf die letzten dreieinhalb Dekaden und weckt die Neugierde auf Kommendes.

35 Jahre Gemeinschaft, Glaube und interkultureller Dialog – dafür kann sich die Alevitische Gemeinde Stuttgart rühmen. Doch innerhalb dieser langen Vereinsgeschichte ist auch viel Veränderung geschehen, erzählt Deniz Kiral, der seit seinem 15. Lebensjahr in der Gemeinde aktiv ist.

Gegründet wurde sie – damals noch als „Alevitisches Kulturzentrum“ – 1989. Die Motivation war damals vor allem, als Menschen alevitischer Herkunft einen Treffpunkt zu haben, wo Religions- und Glaubensrituale gemeinsam praktiziert werden konnten. Vor der offiziellen Gründung geschah dies zumeist noch in Cafés und Jugendhäusern. Zu Beginn bestand der neu gegründete Verein zunächst aus sieben Personen. Seitdem hat er sich deutlich vergrößert. Gegenwärtig zählt er über 550 aktive Mitglieder, rechnet man die passiven hinzu, sind es über 2000 Menschen, welche dem Verein verbunden sind.

Ebenso decken die Angebote des Vereins inzwischen eine weitaus größere Bandbreite ab. So gibt es religiöse Angebote, wie etwa Lerngruppen für Kinder und Jugendliche, aber auch Saz- und Gitarrenunterricht, Foklore- und Seniorengruppen sowie Workshops und Seminare, beispielsweise zum Thema Drogenprävention.
All diese Aktivitäten dienen dem Praktizieren des gemeinsamen alevitischen Glaubens und der dazugehörigen Kultur. Diese sind vor allem durch grundlegende Werte wie Toleranz und Respekt, Liebe und Humanismus, Gerechtigkeit und Gleichheit geprägt. Dieses alevitische Werteverständnis findet sich auch in den Vereinsstrukturen wieder. So wird stets darauf geachtet, jedem Mitglied die Möglichkeit zu bieten, sich nach Belieben im Verein einbringen zu können – allen stehen grundsätzlich alle Ämter offen. Gerade auf Partizipation wird entsprechend großen Wert gelegt.

„Die alevitische Religion ist stark mystisch geprägt“

„Die alevitische Religion ist stark mystisch geprägt“, erläutert Kiral. Daher wird der Glaube viel über Lyrik und Musik kommuniziert. Auch diese Verknüpfung von Spiritualität und Kunst spiegelt sich im reichen kulturellen Angebot der Alevitischen Gemeinde Stuttgart.

Besonders stolz ist Deniz Kiral darauf, dass die Gemeinde über die Jahre so mitgliederstark geworden ist. Während anfangs ein kleiner Raum in Stuttgart-Untertürkheim ausreichte, belegt der Verein heute ganze vier Stockwerke im Stadtteil Bad Cannstatt. Darüber hinaus konnten die Vereinsmitglieder ihr Netzwerk deutlich erweitern. So sind sie heute auch im Stuttgarter Rat der Religionen vertreten, wo sie mit Glaubensvertreter*innen verschiedenster Gemeinden den Dialog suchen. Gerade das sei zu aktuellen Zeiten wichtiger denn je, betont Kiral. Ihm ist es wichtig, eine prominente Stimme für den Islam und das Alevitentum zu sein, da diese in der öffentlichen Wahrnehmung oft negativ behaftet sind.

Auch im Programm zum Tag der offenen Tür zu ihrem nun 35-jährigen Jubiläum im Oktober 2024 griff die Gemeinde diesen Gedanken auf. Sie lud unter anderem zur Podiumsdiskussion „Chancen und Herausforderungen des Interreligiösen Dialogs mit Blick auf das friedliche Zusammenleben in einer pluralen Gesellschaft?“, bei der jüdische, christliche und alevitische Gläubige zusammenkommen. Den ganzen Tag über gab es verschiedene Angebote: Eine zweite Podiumsdebatte widmet sich alevitischem Leben in Deutschland und verschiedene Aufführungen zeichnen ein Bild der vielfältigen alevitischen Musik und Kultur. So wurden unter anderem die Bağlama, die Langhalslaute, präsentiert sowie bedeutende alevitische Persönlichkeiten wie Şah Hatayı, Pir Sultan Abdal und Aşık Veysel mitsamt ihrer Lebensgeschichte und Werke vorgestellt.

Für die Zukunft wünscht sich die Alevitische Gemeinde Stuttgart, hauptamtliche Mitarbeiter*innen einstellen zu können, um ihre Vereinsaktivitäten noch professioneller gestalten zu können. Zudem ist die Kernsanierung ihrer Räumlichkeiten bereits im Gange und auch ihr Netzwerk möchten sie noch weiter ausbauen. So ist die Alevitische Gemeinde Stuttgart auch nach über drei Jahrzehnten intensiver Vereinsarbeit noch immer voll des Tatendrangs.