Kehlkopfgesang und Steppen-Hip-Hop

Wenn das Trio Violons Barbares die Pferde- mit der Spießgeige vereint, hat das nur bedingt mit uns vertrauten Klängen zu tun: Vokalisen der mongolischen Überlieferung werden mit feingewobenen Klängen vermengt, sodass schließlich eine archetypische Soundmixtur entsteht.

Das in der deutsch-französischen Grenzregion beheimatete Trio gehört derzeit zu den faszinierendsten Gruppen der Weltmusikszene. Mit Obertongesang und mongolischer Pferdekopfgeige, frankophiler Perkussion und der bulgarischen Spießgeige Gadulka entführt das Trio in ferne Länder und reißt die Grenzen zwischen Balkanmusik und Mongolen-Rock ein. Die Arrangements bewegen sich zwischen archaischer Tradition und weltgewandter Moderne. Mal balkanrockig vorwärtspreschend, mal mit beseeltem Kehlkopfgesang spielend, kreieren die drei Musiker aus der Mongolei, Bulgarien und Frankreich ein akustisches und optisches Knüpfwerk mit großem Ausdrucksspektrum, einen modern-archaischen Ritt durch das mongolische und bulgarisch-mazedonische Liederbuch.

Die meisten Lieder sind überliefert, einige der Kompositionen stammen von dem in Deutschland lebenden Enkhjargal Dandarvaanchig, dessen unglaubliche Stimmgewalt über fünf Oktaven so prägend ist wie die eingesetzten Instrumente. Die drei Musiker integrieren sowohl echotische und kanonartige Strukturen, wie man sie aus der klassischen Kunstmusik kennt, als auch polyrhythmisch offene Elemente in ihren musikalischen Versuchsaufbau. Dazu gesellen sich freie Ausdrucksformen der Vokaltechnik von meditativem Obertongesang bis hin zu kollektiven Rock-Improvisationen und mongolischem Steppen-Hip-Hop.