Danças Ocultas:

Inspirar
Vertrieb: Galileo MC

Ausgabe: Juli - August - September 2025

Danças Ocultas: Inspirar

Im Schlichten liegt bekanntlich oft der Quell der Schönheit. Das ist bei der portugiesischen Band Danças Ocultas nicht anders. Die Mischung aus Folklore, Klassik und Fado, die eigene, insgesamt etwas finster erscheinende Klangwelt, die Richtung Traditional tendiert und sogar im übertragenen Akkordeon-Sinne rockt, die Instrumentierung mit vier diatonischen Akkordeons – alles wirkt auf ihrem zehnten Album Inspirar („Einatmen“) anmutig und unprätentiös. Die Musik bezieht ihren besonderen Reiz aus dem scheinbar Unspektakulären. Sie ist tief in der Fado- und Morna-Tradition verwurzelt und zeigt eine ausgeprägte persönliche Handschrift.

Dass man mit dem Akkordeon großartige Musik machen kann, beweisen die vier Musiker Artur Fernandes, Filipe Cal, Filipe Ricardo und Francisco Miguel, die sich bereits 1989 zu der Band Danças Ocultas formiert haben. Sie kitzeln aus ihren Quetschkommoden zutiefst anrührende Melodien heraus und schaffen mit ihrem Spiel ein Wechselbad der Gefühlslagen, das von Leid und Wonne des alltäglichen Lebens über nachdenkliche Sehnsucht bis zu mehrdeutiger Larmoyanz reicht. Stücke wie Pulsar, Travessuras oder das melancholische, fast wie Filmmusik anmutende Afeicoes, drei von neun Stücken, sind diesem Ideal auf eindrucksvolle Weise nahe. Ihren – im Jazz würde man sagen – Drive erhalten die Lieder durch den tiefgründigen Klang der vier diatonischen Akkordeons, die in Portugal „Concertina“ genannt werden. Traditionsbezogen ist die Musik dieses Quartets, nicht aber traditionell. Zwar bilden viele Melodien aus der Überlieferung die Grundlage, aber es werden auch Stile aus anderen Kulturkreisen verwendet.

Über allem liegt eine einnehmende und entspannte Leichtigkeit, mit einer bis zur Perfektion geschliffenen Klangsprache. So „klassisch“ im Sinne einer Kunstmusik das Spiel auch anmuten mag, so sehr vermittelt sich die Musik von Danças Ocultas in einer faszinierenden Unmittelbarkeit.