Ayanna Lloyd Banwo: Als wir Vögel waren

Aus dem trinidad-kreolischen Englisch von Michaela Grabinger.
Diogenes Verlag AG, 2023.
352 Seiten.

Ausgabe: Oktober 2023

Ayanna Lloyd Banwo: Als wir Vögel waren

Emmanuel arbeitet als Totengräber in einem Friedhof in Trinidad. Dem jungen Rastafari ist der Umgang mit Toten verboten, aber er hat sein Zuhause verlassen, um seinen Vater zu finden. Das Mädchen Yejide ist Medium und verpflichtet, mit den Toten zu kommunizieren. Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod begleitet sie die Geister ins Jenseits, spricht mit ihnen. Das Schicksal hat die Wege der beiden Außenseiter*innen fest miteinander verflochten. Und so beginnt dort, wo das Leben endet, eine magische Liebesgeschichte.

Es geht also in Als wir Vögel waren um kein geringeres Thema als um die Liebe und den Tod. Ayanna Lloyd Banwo nimmt die Lesenden dazu mit in die erfundene Stadt Port Angeles. Wer allerdings einen Roman mit karibischem Urlaubsflair erwartet, wird zwar enttäuscht, erfährt aber gleichzeitig Erstaunliches über Denken und Fühlen der Inselbewohner*innen.

Ayanna Lloyd Banwo, geboren 1980 in Trinidad, promoviert an der University of East Anglia in Creative and Critical Writing. Bisher erschienen von ihr vor allem Kurzgeschichten in verschiedenen Publikationen. Sie lebt in London. Als wir Vögel waren ist Banwos erster Roman.

In einem Interview beantwortet die Autorin die Frage, ob der Roman ein Liebesroman ist: „Es ist gleichzeitig eine Liebesgeschichte, eine Geistergeschichte, ein Thriller. Alle Geistergeschich- ten sind Liebesgeschichten. Wir trauern, weil wir diejenigen lieben, die wir verloren haben, und die Toten gehen nicht, weil sie die Menschen und das Leben, das sie zurückgelassen haben, lieben. Ich erzähle von vielen verschiedenen Arten von Liebe – zwischen Eltern und Kindern, Liebenden, Geschwistern, Freunden, zwischen den Lebenden und Toten. Es zeigt, wie gut es uns tut, sich um unsere Toten zu kümmern, um unsere Vorfahren. Das ist Liebe in ihrer höchsten Form.“